Sieben Tage auf Tour – Eine Ausfahrt ins Großarltal (2018)

 

Wie jedes Jahr stand auch diesen Winter wieder eine Skitourenwoche auf dem Programm und dieses Mal sollte es zusammen mit Sebastian und Tobias ins Großarltal gehen. Ich bin kein sonderlicher Freund von Frühjahrsskitouren, wenn im Tal schon wieder T-Shirt Wetter herrscht und man eigentlich auch gut Klettern gehen kann. Ich bevorzuge es auf Ski zu stehen, wenn es kalt ist und man eher im Pulver denn im Firn abfährt. Ende Januar, mitten im Hochwinter, wurde deshalb auch dieses Jahr wieder als guter Zeitpunkt angesehen, auch wenn es im letzten Jahr zu selbiger Zeit im Sellrain doch eher mau mit dem Schnee war. Im Vergleich zu den beiden vorherigen Wintern war der Dezember allerdings schon sehr schneereich und die vier Eingehtouren im Allgäu sowie einer im Schwarzwald führten durch satten Pulverschnee, allerdings durfte ich jede Tour auch bei Schneefall und entsprechender Sicht machen.

Eine Woche vor der geplanten Tour gab es im Alpenraum ungewöhnlich massive Schneefälle, wodurch die Lawinenwarnstufe großräumig auf 4 und teils 5 anstieg, bei welcher man eigentlich keine Touren mehr machen will/sollte. Glücklicherweise gab es dann ein paar warme Tage, der Schnee setzte und verfestigte sich. Als es bei uns losging war die Lawinenlage die ersten sechs Tourentage auf 1-2 unten und dies bei satt Schnee bis ins Tal. Ideale Bedingungen, bei denen wir eigentlich alles machen konnten. Die ersten sechs Tage war das Wetter super, ideale Sicht, allerdings setzte die Sonne und Wärme dem Schnee schon etwas zu. In den nordseitigen Karen gab es bis Mitte der Woche noch schönen Pulver wie am Kreuzkogel, Schöderhorn oder dem Filzmooshörndl, unten raus war es aber eher verharscht. Am Donnerstag fand sich auf der Skitour zum Kreuzeck nur noch Elend, wie drückte es der Lawinenlagebericht schön aus “es dominiert Harsch aller Sorten”. Ging auch, Pulver war aber anders und wurde verbucht unter “aufstiegsorientierte Skitour des Gipfels willens”. Über Powder satt durften wir uns dann noch am letzten Tag freuen, da es die Nacht auf Freitag gut 40 cm Neuschnee runtergeworfen hatte. Dadurch stieg zwar die Lawinenwarnstufe auf drei, aber die 1000 hm Tiefschneeabfahrt von der Saukaralm war Genuss pur in unkritischem Gelände.

Durch die Nachwirkungen des Trainings für die Anden im letzten Jahr stand es um meine Kondition noch recht gut, weshalb ich in der Woche auf sieben Skitouren mit insgesamt 7235 hm Aufstieg kam, da freuten sich die Oberschenkel. Sechs Gipfel wurden erreicht, was durchaus eine gute Ausbeute im Vergleich zu anderen Tourenurlauben war. Nur an der Gabel mussten wir 20 m, unter dem Gipfel umkehren, da ich selbst mit Harscheisen in den bockharten 40° steilen Gipfelhang keine Spur reintreten konnte. Steigeisen wären da was Feines gewesen, wenn ich denn welche dabeigehabt hätte. Und die letzte Tour war ob des Neuschnees sowieso abfahrtsorientiert weshalb nur eine Alm das Ziel war. Die Ausfahrt in Großarltal hat sich wirklich gelohnt, da in Bezug auf Wetter, Schnee, Lawinenlage, Ziele und Tourenpartner alles gepasst hat. So könnte es immer sein.

 

 

Zu den Touren:

Generell ist das Großarltal ein lohnendes Ziel für Tourengeher, da die Auswahl vor allem auch an moderaten Touren recht groß ist. Man startet i.A. in Höhen von 800-1300 m, wobei sich die Touren vom Charakter her ähneln: zuerst über Forststraßen oder Almwege durch den Waldgürtel und dann freies Almgelände. Die Gipfel bleiben unter der 3000er Marke und stellen gute Ziele für den Hochwinter dar. Die Trackaufzeichnungen wie wir die Touren gegangen sind, sind in der Karte eingebunden.

 

 

Trattberg (1757 m), 734 hm, L: Ein einfacher und sehr beliebter Tourengipfel in den Vorbergen, den man bei der Hinfahrt noch gut mitnehmen kann, da es von der Autobahn von Salzburg aus nicht weit zum Ausgangspunkt ist (großer Parkplatz an der Mautstelle). Vom Charakter her eine gute und kurze Eingehtour fürs Großarltal: die erste Hälfte Forstweg, dann freie Almhänge. An einem schönen Wochenendtag ist man dort sicher nicht alleine…

 

Kreuzkogel (2325 m), 1130 hm, WS+: Schöne Tour, eher weniger begangen, wobei sich im schönen Nordkar der Pulver lange hält. Die Parkmöglichkeiten am Startpunkt sind recht begrenzt und zudem ist es auch noch er Ausgangspunkt für die beliebten Skitouren auf den Frauenkogel und Gamskarkogel. Wer also nicht zu viel Straße hochhatschen will, der sollte am Wochenende zeitig dort sein. Zuerst darf man mit wenig Höhengewinn auf einem Almweg ins Toferntal hinein. Von der Oberharbachalm geht es dann durch einen steilen Waldgürtel ins Nordkar. Falls dort keine Spur ist, muss man schon etwas schauen, wie man sich am besten durch diesen schlägt (bei uns ging zum Glück ein Alleingänger vorweg durch den ansonsten unverspurten Wald), da es einige Gräben hat. Damit die Abfahrt durch den Wald Spaß macht sollte es eine sehr hohe Schneelage haben. Nach dem Wald durch das Nordkar bis zu einer Scharte und dann über den, wohl meist verblasenen, Nordostrücken gen Gipfel.

 

Schöderhorn (2475 m), 1452 hm, WS: Eine längere Tour, die sich aber wegen dem wundervollen Skigelände des Kreekars absolut lohnt. Wird oft gemacht, aber das Kar ist sehr groß und verträgt viele Spuren. Durch die Nordausrichtung hält sich auch hier lange der Pulver. Wie nicht anders zu erwarten darf man eine ganze Weile auf dem Almweg ins Tal hatschen, dann durch lichten Wald ins bald freie Kar. Im oberen Teil ein paar steilere Stellen, wo man auch die Lawinenlage im Augen behalten sollte. Die letzten paar Meter besser zu Fuß gen Gipfel, am Gipfelaufbau war der Schnee leider recht windverpresst. Die Abfahrt durchs Kar ist herrlich, allerdings sind die letzten 200hm Abfahrt über den Schwemmkegel zum Talgrund wohl nur bei viel Neuschnee ein Genuss. Bei uns war es ein übel verharschter Acker.

 

Gabel (2037 m), 798 hm, WS: Bis auf die letzten paar Meter zum Gipfel eine schöne, leichte Tour. Auch hier geht es zur Hälfte wieder über Forstwege hoch, bevor man im freien Almgelände gen Gipfel geht. Unter der Woche waren wir alleine dort, den Spuren nach zu urteilen wird das aber wohl sehr oft gemacht. Wenn der Gipfel nicht ausgeapert ist oder es guten Trittfirn hat, sollte man sich die letzten 20 Meter schenken. In der Abfahrt hat es mehrere Möglichkeiten durch Waldschneisen abzufahren.

 

Filzmooshörndl (2189 m) und Loosbühel (2049 m), 1221 hm, WS: Sehr beliebte Runde über zwei Gipfel, wobei sich im Talkessel auch hier der Pulver lange hält. Wir waren mittwochs dort und es war richtig viel los (es gibt aber ausreichend Parkmöglichkeiten, wobei es am Wochenende sicher trotzdem eng wird). Man wird hier wohl selten in die Verlegenheit kommen, Spuren zu müssen. Auch hier erst dem Sommerweg folgend zur Filzmoosalm queren, bevor es über schöne Hänge zum Filzmooshörndl geht. Bei sicherer Lawinenlage auf jeden Fall die steilere Abfahrt durchs Kar zwischen Harstein und Schneibenstein machen, der Aufstiegsweg ist doch etwas flach. Von der Filzmoosalm dann nochmal 300 hm bis zum Loosbühel aufsteigen. Dort in der Abfahrt rechts haltend bis zu einem steilen Graben (gut 40°, sichere Lawinenlage notwendig) direkt zur im Winter bewirtschafteten Loosbichlalm. Die Einkehr dort ist zu empfehlen. Über schöne Hänge und am Schluss Rodelpiste zum Parkplatz zurück.

 

Kreuzeck (2204 m), 910 hm, WS: Den Spuren nach auch sehr beliebt, wir waren aber ob bescheidenem Wetter alleine. Der Pulver soll sich dort lange halten, aber nach längeren Periode ohne Neuschnee war das bei uns nur noch ein verharschter Acker. Auch hier wieder über Almwege durch den Wald bis zur Karteisalm, danach durch freies Gelände bis zum Gipfel. Wenn es verharscht ist, dann ist die Abfahrt ab der Karteisalm durch den Wald stellenweise recht unangenehm und man sollte schon sicher fahren können, wenn man keinen Baum küssen will.

 

Saukaralm (1850 m), 990 hm, WS: Zwar kein Gipfel, aber eine äußerst beliebte Tour. Es geht mal nicht über Forstwege, sondern größtenteils über Weidehänge bzw. direkt durch schonen Wald. Wer will kann natürlich auch der Forststraße folgen, muss man aber nicht. Absolut lohnend bei viel Neuschnee, dann machen auch die Waldpassagen richtig Spaß. Wir sind Freitag morgens im Schneefall aufgestiegen und es waren noch gut 15 andere Tourengeher mit uns unterwegs. Aufgrund der S/SW-Exposition und des niedrigen Ausgangspunktes leidet die Schneequalität sicher schnell.

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© Thomas Schaub