Verpeilt am Widderstein - Hiltimanie (Juni 2014)

 

Im Juni 2014 war ich zusammen mit Thomas am Widderstein um mit der Südwestwand (5-) einen moderaten Klassiker klettern. Angeblich steckt nicht viel Material, aber da der Schwierigkeitsgrad niedrig war und wir kein Problem damit haben uns die Route mit mobilem Material zu sichern klang dies nach einem gemütlichen Klettertag. Da die Route leicht und nicht allzu lang schien und der Abstieg über den NW geht hatte jeder einen ordentlich gefüllten Rucksack dabei (u.a. Spiegelreflex, Klemmgerät, eine zünftige Gipfelrast und beim Klettern die schweren Bergstiefel, was man halt so alles einpackt, wenn man nicht sonderlich auf das Gewicht achtet)

 

Vom Widderstein NW auf dem Ringband in die Südwestwand eingequert und, naja, eine Stunde rumgesucht und partout nichts gefunden, was wie der Einstieg aussieht.

 

Irgendwann hatten wir die Schnauze voll und ein Blick ins Topo sagte uns, dass es rechts in der Wand mit der Hiltimanie noch eine gut eingebohrte und lohendende Sportkletterei geben sollte. Kurze Planänderung, da dort nur ein Länge 6+ ist und der Rest leichter ist sollte das für uns auch kein Problem sein, zudem fanden wir den Einstiegsbohrhaken gleich. Ich ging in die erste Länge (5+), brauchbarer Fels, viele Haken, schöne Kletterei. Da ich recht angetan war wollte ich auch gleich noch die nächste Länge (6-) führen. Einfach den Bohrhaken nach, laut Topo war versteigen eigentlich nicht drin, da es die einzige Route weit und breit war und man immer nur den vielen Haken hinterher musste. Weit links erblickte ich den ersten Haken, der war zwar etwas komisch anzuklettern vom Stand weg und über den war es kräftig, aber es ging schon irgendwie. Am dritten Bolt der Länge war dann allerdings Schluss. Die Wand wurde steil und ich hatte überhaupt keinen Plan wie ich das für 6- klettern soll. Eine Weile rumprobiert, keinerlei Lösung gesehen und ob der abdrängenden Wand in Kombination mit dem schweren Rucksack zog es mir den Saft aus den Armen. Ich schob es auf den Dolomit, welchen ich als Klettergestein eh nicht sonderlich mag und auf einen Blackout, wenn ich nicht mal mehr 6- klettern kann. Ich ließ mich zum Stand ab und Thomas sollte mal probieren, wahrscheinlich habe ich mich nur dumm angestellt. Aber auch er hing erst mal am dritten Bolt, obwohl 6- für Ihn auch kein Problem sein sollte. Nach etlichen Versuchen hatte er die Länge dann irgendwann gebracht (A0!) und er war fies am maulen, weil auch bei ihm das Zusatzgewicht in Kombination die Steilheit doch ordentlich zu schaffen machten. Am nächsten Stand waren wir dann ziemlich demoralisiert, wenn die 6- Längen hier schon so knüppelhart sind. Die nächste Länge ging dann wieder Thomas voran. Immer noch sehr steil und unabgeklettert, aber viele Bolts und irgendwie kam uns diese 6+ Länge zwar immer noch etwas stramm vor, war aber deutlich leichter als die vorherige 6-. Komische Bewertungen. Die Kletterei war athletisch, aber es ging ganz gut. Vom nächsten Stand querten wir dann über ein Band zum von weitem sichtbaren Wandbuch der Hiltimanie um uns einzutragen. Irgendwie war die Querung so nicht im Panico-Topo, aber auf das gaben wir eh schon nichts mehr, wenn schon die Bewertungen so arg danebenlagen. Richtig waren wir, das Wandbuch bestätigte es ja. Weiter noch drei leichtere Längen bis zum Südgipfel und dann ziemlich betröppelt zurück zum Auto abgestiegen. Wenn wir jetzt nicht mal mehr frei 6- Längen bringen, mei, wir werden älter, das Gestein ist gewöhnungsbedürftig, blöden Tag gehabt oder einfach scheisse bewertet (irgendeine Ausrede braucht man ja, die Absicherung war leider super…). Bei der Heimfahrt war die Stimmung immer noch im Eimer.

Tags darauf stöberte ich dann mal im Netz nach Tourenberichten von der Hiltimanie, ob sich da andere auch so schwergetan haben. Was ich dann las demoralisierte mich noch mehr: „Eher 6 als 6+“, „Super gemütliche Kletterei auch für die Ü60-Fraktion“ usw.

 

So eine Scheisse… Dann habe ich mich mal noch durch die Bilder zu den Tourenberichten geclickt und hä? Zweite und dritte Länge, das war doch etwa 20 m rechts von dem was wir geklettert haben. Da waren wir doch nicht. Aber da gibt es doch nichts Anderes, ich bin doch einfach den Bolts nach. Google nach Widderstein und Routen um Rat gefragt, und da stoß ich auf die Neutour Anderl Heckmaier Gedächtnisweg vom Walter Hölzer aus dem Jahre 2011 (der mir vorliegenden KleFü erschien davor). Diese kommt der Hiltimanie in deren zweiten und dritten Länge relativ nahe und Bilder zu der Route passten auch zu dem Teil, in dem wir uns schwertaten. Ich hatte es geschafft beim Start der zweiten Länge die Bolts der Hilimanie zu übersehen und bin zielgerichtet in der anderen Route gelandet, ohne überhaupt an einen Verhauer zu denken. Dies erklärte dann auch die lange Querung zum Wandbuch. Verhauer, in einer gebohrten Route, ziemlich dämlich. Die Verhauerlängen waren übrigens 7+ und 7-…

 

Nachtrag April 2017: Im aktuellen Voralberg-Kletterführer, den wir damals nicht hatten, ist jetzt neben der Hilitmanie auch der Anderl-Heckmaier-Gedächntisweg aufgeführt. Kommentar vom Führerautor Achim Pasold in der Klettern 04/2017 zur Hiltimanie: "Man sollte aufpassen und nicht zu früh den Herrn Heckmaier besuchen, sonst ist es mit der schönen Homogenität schnell dahin."


Ich würde mal sagen, wir sind mittlerweile nicht die einzigen Deppen, denen das passiert ist...
 

 

 

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© Thomas Schaub