Zum Abhaken – Eine Ausfahrt ans Mittelmeer 2017

 

Manche Dinge sollte man einfach irgendwann gemacht haben und ich vermerke mir dies dann geistig immer unter: Häkchen dran, erledigt. Meine Kriterien, was ich mal gemacht haben will können sich aber schnell ändern, oder auch spontan ergeben. So wurde die diesjährige Ausfahrt mit unserem Kabrio über das Pfingstwochenende eifrig dafür genutzt, ein paar Dinge abzuhaken.

Da sich die Mittelmeerküste im Juni als lohnendes Ziel für eine Fahrt mit offenem Dach anbietet, wurde als grobes Ziel die Italienische Riviera und Côte d´Azur angepeilt. Die Fahrt über Chamonix durch den höchsten Teil der Alpen hindurch, an der Küste in Monaco vorbeischauen und dann noch in die Camargue, eine weitere tolle Reitdestination, wo sich die Liebste auch noch einen Ausritt gönnen konnte. In drei Tagen eigentlich gut machbar, man braucht nur etwas Sitzfleisch, ein zuverlässiges Auto für die gut 2300 km und zwei Fahrer.

 

 

Die dreitägige Ausfahrt ans Mittelmeer

 

Erstes Ziel war also Chamonix, endlich konnte ich auch mal bei erstaunlich wenig Verkehr den Sportwagen über den Col de la Forclaz und Col des Montets prügeln, die Strecke bin ich bislang sonst immer nur mit unserem Lastesel gefahren, wenn es zum Klettern ging. Häkchen dran: mit dem Sportwagen von Martigny nach Chamonix.

Wir machten einen Kaffeestop in der Alpinmetrople und begaben uns zum nächsten Punkt, einmal unter dem Mont Blanc durchfahren. Wir hatten nur eine Stunde Wartezeit vor dem Tunnel und durften dann noch satte 43.50€ Maut für die einfache Durchfahrt abdrücken, um ins Aostatal zu gelangen. Ziemlich happig, aber wieder ein Häkchen dran: einmal unter dem Mont Blanc durchfahren. Hat es sich gelohnt? Nicht wirklich, es ist halt einfach ein langer und öder Tunnel. Auch nicht spannender als der Gotthardt. Allerdings darf man für die generelle Vignette in der Schweiz, die in etwa gleich teuer ist, in einem Jahr beliebig oft durch den Gotthardt fahren, wenn einem denn danach ist…

Weiter ging es durchs Aostatal und die Po-Ebene bis ans Mittelmeer zum Tagesziel Tovo San Giacomo zu unserer „Bed & Nature“ Pension. Beim Abendessen in einem traditionellen Restaurant konnte ich wieder etwas erledigen, denn auf der Karte stand „Tagliatelle crema di tartufo nero“. Das habe ich mir natürlich gegönnt und konnte diese kulinarische Lücke endlich schließen. Häkchen dran: in Italien ein Trüffelgericht gegessen. 

Am nächsten Morgen fuhren wir dann soweit es möglich war direkt an Küste weiter, bis mir nach zwei Stunden der Sonntagsverkehr in den Ortschaften zu blöd wurde und wir bis Monaco ein paar Kilometer auf die Autobahn auswichen. Dort war noch einiges vom Formel 1 Rennen die Woche vorher aufgebaut und der Sportwagen durfte auch ein paar Meter der Rennstrecke fahren. Häkchen dran: mit dem Sportwagen nach Monaco und bis an den Jachthafen. Monaco ist ja auch ein Alpenstaat und zudem war ich da vorher noch nie. Zwei Häkchen dran: Mit Monaco habe ich den letzten Alpenstaat besucht, der mir noch gefehlt hat und zudem war ich in einem weiteren europäischen Land, irgendwann will ich ja mal ganz Europa abgeklappert haben.

Noch ein Kaffee in diesem ehemaligen Piratennest, welches doch derb zugebaut ist und ich ehrlich gesagt wenig Gründe sehe, dort nochmal hinzufahren. Die Küste ein paar Kilometer weiter ist schöner. Die Dichte an Luxusjachten ist schon befremdlich und wenn man denkt man hat schon viel gesehen, dann schaue man sich mal die Immobilienpreise in einem Schaufenster der lokalen Immobilienmakler an (z.B. ein 17m² Zimmer für 690 000 €). Monaco zieht sicher nur Leute an, die ihr Geld durch ehrliche und harte Arbeit verdient haben…

Aber weitere Häkchen die zu Setzen waren warteten. Auf der Autobahn wurde noch Nizza und Cannes umfahren und dann ging es an die herrliche Côte d´Azur. Immer direkt am Meer entlang, reines Panoramafahren bei allerbestem Wetter bis nach Saint Tropez. Häkchen dran: Mit dem Kabrio in der Sonne an der Côte d´Azur gecruist. Und noch ein Häkchen gesetzt: Nach Saint Tropez wollte ich auch mal, da ich in meiner Jugend alle „Der Gendarm von Saint Tropez“ Filme gesehen habe. In den Filmen sah man irgendwie nicht so viel Luxusjachten, dafür fehlten die Nudisten.

Weiter zum Tagesziel: ein Hotel mit angeschlossenem Reiterhof in Saintes Maries de la Mer in der schönen Camargue. Hier waren Susanne und ich noch nie und ein Ausritt in dieser tollen Reitdestination am nächsten Morgen lockte. Dass es in der Camargue als großes Sumpfgebiet doch viele Mücken gibt hatte ich nicht auf dem Schirm, mir jucken auch jetzt noch, drei Tage später, die Arme von den zahlreichen Mückenstichen. Tja, das derbe Anti-Mückenmittel aus 98 % DEET, welches wir uns für den afrikanischen Busch angeschafft hatten, hilft nicht viel, wenn es daheim im Schrank steht. Dafür war das Essen im Hotel hervorragend, exquisite französische Küche vom allerfeinsten, dies entschädigte dann doch ziemlich.

Der zweieinhalbstündige Ausritt mit den weißen Camarguepferden durch die Sumpfgebiete und auch direkt am Meer entlang hatte sich gelohnt, auch wenn das Tempo nicht so hoch war, da man mit einer niveautechnisch gemischten Zwölferguppe nicht wirklich schnell vorankommt. Aber egal, dann wurde es unter Panoramareiten verbucht, ich bevorzuge eh die etwas mehr Pferdestärken des BMWs, wenn es schneller sein soll. Häkchen dran: In der Camargue reiten. Ich denke da hat dann auch Susanne noch ein Häkchen gesetzt… wobei sie auch sicher abgeneigt ist, dort trotz des Häkchens wieder vorbeizuschauen.

Danach rollten wir in neun Stunden auf französischen Autobahnen nach Hause, und das war es dann auch schon mit der Runde zum Abhaken. Immerhin konnte ich acht imaginäre Häkchen in drei Tagen setzen, auch keine schlechte Ausbeute.

 

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© Thomas Schaub