Klassisch Nordisch – Langlaufen in Lappland (März 2022)

 

Finnisch Lappland, der äußert dünn besiedelte Norden Festlandeuropas wo sich Bär und Elch noch gute Nacht sagen, war Mitte März 2022 für eine Woche unser Ziel für den fantastischen Langlaufabschluss diesen Winters. Während zu Hause schon der Frühling Einzug hielt, war dort, gut 160 km nördlich des Polarkreises, noch alles unter einer dicken Schneedecke. Ob der Geographie und der Schneebedingungen würde ich jetzt mal behaupten, dass es zum Langlaufen kaum besser geht als dort im März! 

 

 

Das Revier

 

Die nahe beieinander gelegenen finnischen Gebiete von Ylläs und Levi sind prädestiniert für einen Langlaufurlaub mit einem überaus reichhaltigen Loipenangebot, relativ guter Erreichbarkeit und einer für diese Gegend guten Infrastruktur. Beide Gebiete sind etwa 40 km voneinander entfernt und liegen in der Verwaltungsgemeinschaft Fjell-Lappland, eine Region mit einer Gesamtfläche von 21 310 km², also einen ganzen Tacken größer als Rheinland-Pfalz (19 854 km²), auf die sich allerdings nur 14 000 Einwohner verteilen, macht eine für Festlandeuropa enorm niedrige Bevölkerungsdichte von 0.7 Einwohner/km². Im Prinzip gibt es dort hauptsächlich sehr viel Wald, Seen, Sümpfe und paar eher hügelige Berge.

 

Allerdings sind sowohl Ylläs als auch Levi Skigebiete, weshalb es dort einfach ist, eine Unterkunft zu finden und man vor Ort eigentlich alles hat, was man so braucht. Wir hatten uns eine schöne Blockhüte im Wald bei Levi gemietet, nach finnischem Standard natürlich mit eigener Sauna, in der wir dann auch jeden Abend nach dem Langlaufen waren.

 

Durch den nahegelegenen Flughafen Kittilä ist es recht gut von Deutschland aus zu erreichen, da dieser im Winter von der Lufthansa direkt von München aus angeflogen wird. Durch die weit nördliche Lage hat man dort Schneesicherheit von Ende Oktober bis Anfang Mai, wobei aus meiner Sicht der März der ideale Monat ist: Zu der Zeit ist es schon ziemlich lange hell (am besten wie wir um die Tag-Nacht-Gleiche herum), aber nachts noch dunkel genug um das Aurora Borealis zu beobachten. Der Schnee ist dann gut gesetzt aber immer noch reichhaltig und der März der trockenste Monat im Jahr, also sind auch die Aussichten auf guten Wetter hoch. Dazu kommt, dass es nicht mehr gar so klirrend kalt wie im Hochwinter ist, während wir dort waren bewegten sich die Temperaturen zwischen -15 und + 3 °C, ideal zum Langlaufen.

 

Mehr als ausreichend gesetzter Schnee Mitte März.

 

Die Loipen

 

Die mit einer fetten Schneedecke belegte Taiga ist perfektes Gelände für großzügige und abwechslungsreiche Loipen. Die lichten Wälder sind einfach herrlich, es ist aber doch hügelig genug, als dass man auch mal paar Höhenmeter und Abfahrten machen kann. Es hat aber auch topfebene Loipen, die durch zugefrorene Sümpfe oder über Seen gehen. Die paar etwas höheren Hügel wie Ylläs und Levi sind oben baumfrei und die vollständig weißen Gipfel sorgen für einen netten Kontrast im Landschaftsbild. Was gespurte Loipen angeht hat es dort einen mehr als reichhaltige Auswahl: 230 km in Levi und nochmal gut 300 km in Ylläs, macht mehr als 500 km Loipen, auf denen man sich austoben kann und sich die ganzen Langläufer gut verteilen. Ich habe hier mal die beiden Loipenpläne eingestellt, damit man mal eine Idee davon bekommt, wie viele Möglichkeiten es dort gibt. 

 

Loipenplan Levi
Loipen Levi latukartta_levi_netti2019.pd[...]
PDF-Dokument [2.9 MB]
Loipenplan Ylläs
Loipenplan Ylläs.jpg
JPG-Datei [7.1 MB]

 

Der Löwenanteil der Loipen sind breite Doppelloipen, immer für Klassisch und Skaten präpariert, Einbahnstraßenloipen findet man nur selten. Da die permanent am Präparieren sind, hat man auch meist eine perfekte Spur. Die präparierten Loipen sind sehr gut ausgeschildert, jede Kreuzung/Abzweigung ist markiert und in Kombination mit den Loipenplänen ist 

die Orientierung so recht einfach. 

 

 

Weil das Langlaufen dort äußert populär ist, hat es auch mitten in der Pampa auch immer wieder bewirtete Hütten an den Loipen, wo man sich zwischendurch mal einen Kaffee und Schmalzkringel ziehen kann (die Versorgung der Hütten geht dort einfach via Schneemobil). Diese haben wir auch ausgiebig genutzt, wir lassen halt keine Möglichkeit für einen Kaffee am Weg liegen.

 

 

Wir waren an sechs Tagen Langlaufen und kamen dann am Ende auf 122 km, die wir und im klassischen Stil in die Arme/Beine gedrückt haben, das hatte sich schon wirklich gelohnt. An fünf Tagen waren wir in Levi und an einem Tag in Ylläs. Zu den einzelnen Touren siehe die Karten bzw. Loipenpläne.

 

 

Was man sonst noch machen kann

 

Wie zuvor Erwähnt sind Levi und Ylläs Skigebiete und die beiden Berge mit Liften zugegetackert. Man kann also auch Pistenrutschen, worauf wir dort aber verzichtet haben, da ob der doch eher Hügelnatur der Haufen dort sich viele Skigebieten in den Alpen wohl doch mehr lohnen (OK, dafür ist die Saison dort sehr lang).

 

Äußert populär ist aber Schneemobilfahren, was man in dem Ausmaß wohl nur im hohen norden Europas darf. Es hat zig-hundert Kilometer dezidierter Schneemobil-Tracks und mit einem gewöhnlichen Autoführerschein darf die auch jeder nach kurzer Einweisung fahren. Das haben wir an einem Tag dann auch gemacht und das ist ganz großer Spaß, wenn man da mit bis zu 70 km/h durch die Taiga bratzt. Einen kleinen Eindruck davon gibt es mit diesem Video hier, welches ich bei unserer 60 km-Schneemobilrunde aufgenommen habe.

 

 

Reiten gehen kann man dort auch im Winter, den dick befellten Finnischen Pferden macht der Schnee nichts aus und das ist grad das Kontrastprogramm zum Schneemobil, wenn man hoch zu Ross in Stille durch den Wald hoppelt. Das war wirklich mal ein sehr schöner Ausritt, den wir uns gegönnt hatten.

 

 

Als Abwechslung zum Langlaufen kann man auch im Winter, wenn die Pfade schon ausgetreten genug sind, auf den ein oder andern Hügel dort hochlatschen, was auch zu empfehlen ist, da die Aussicht selbst von einem nur 500m hohen Haufen ob des Flachlandes drumherum gewaltig ist. Wir sind da z.B. mal zum Sonnenuntergang auf den Katkä gelatscht, die Szenerie war einfach großartig.

 

 

Gerade für Mitteleuropäer ist natürlich dann das Aurora Borealis ein spektakuläres Schauspiel. Wir haben das nachts mitten auf dem gefrorenen See, welcher vor unserer Hütte war, mit freiem Blick auf den Himmel genießen können. Es ist wirklich sehr psychedelisch, was uns dort der Planet aus dem Sonnenwind an den Himmel malt. Sollte man wirklich mal mit einigen Augen gesehen haben.

 

 

Die Woche in Finnisch Lappland war also wirklich genial und entschädigte voll für den etwas drögen letzten Winter. Leider habe ich jetzt schon wieder ein Ziel mehr auf der Liste, wo ich sage „Da will ich wieder hin!“. 

 

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© Thomas Schaub