Reiberei - Eldorado (Okober 2012)

 

In einem der schönsten Gebirgsklettergärten den ich kenne liegt neben der im Jahr zuvor von uns geklettert Motörhead die vom Charakter her völlig andere Route Septumania (600m, 7-). Ein mittlerweile als Klassiker zu betrachtendes Frühwerk der Gebrüder Remy. Hier ist veritables Reibungsgeeiere im teils eindrücklich glattgeschliffenen Granit-gemäuer gefragt, während bei der Motörhead Risse und Verschneidungen dominieren. Die Route wurde 2011 zwar von den Erstbegehern saniert, aber meist wurden nur die alten Bolts ersetzt und nur wenige neue hinzugefügt, so dass es immer noch oft heißt: Losmachen und marschieren! Teils zünftige Runouts und in den Platten ist mit mobilen Sicherungen nicht viel zu machen (die gehören allerdings trotzdem für die wenigen Riß- und Verschneidungslängen an den Gurt). In der bizarr-seltsamen Rinnenkletterei der ersten zwei Längen wird einem gleich gezeigt wo es langgeht. Stefan und ich waren Mitte September 2012 nach einem Wintereinbruch bei Temperaturen um die Null Grad mal wieder völlig alleine im wohl etwas aus der Mode gekommen Eldorado, wobei die Sonne die Platten ruckzuck trocknete. Der unglaublich schöne Fels, der See unter einem und das Hochgebirgsambiente als Kulisse sind immer wieder faszinierend. Wer sich in Platten wohlfühlt und nicht alle Baguettelänge eine Sicherung braucht, dem sei dieser Weg ans Herz gelegt. Wir sind am Tag danach an die Engelhörner gefahren, um als völliges Kontrastprogramm die Sport-kletterei Gagelfänger am Kleinen Simeler (400 m, 7) zu machen, der einem in kleingriffiger Kalkkletterei ordentlich die Finger langzieht. Gut gerüstet (Fingerkraft + Reibungsvertrauen) konnten wir dann als Abschlußprogramm in 80 Minuten durch die 9 SL der Plaisirroute Krümel (5+) am Gerstenegg rennen. Am Grimsel genossen wir auch erstmals den im letzten Jahrbuch erwähnten Komfort des Tiefgaragenbiwaks (angenehmer als ein Schneeloch). Ein deutlich gelungeneres Wochenende im Vergleich zur Skitour von uns beiden an Ostern…

 

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© Thomas Schaub