Die Spitzkoppe, ein die umgebende Wüstenebene um 700 m überragender prototypischer Granitinselberg, der auch als Matterhorn Namibias bezeichnet wird ist ein stolzes Ziel, welchem ich schon länger aufs Haupt steigen wollte.
Stop! In diesem Stil fangen einige meiner Berichte an und hier kann ich es gleich vorwegnehmen: Ich habe den Gipfel nicht erreicht. Nicht mal in einem zweiten Anlauf sind wir auf den Gipfel des technisch wesentlich leichter zu erreichenden Südwestgrates gelangt.
Obwohl die Kletterei für mich dort eigentlich ein kompletter Reinfall und die ursprüngliche Triebkraft war, um überhaupt nach Namibia zu reisen, die zwei Wochen dort Ende September/Anfang Oktober waren trotzdem phantastisch!
Die Fortbewegung
Wir haben in den zwei Wochen eine Runde von Windhoek aus über die Spitzkoppe nach Swakopmund am Atlantik, dann durch die Namib nach Sossusvlei und über die Kalahari im Westen gemacht. Dies bedeutete etwa 1988 km die ich mit dem gemieteten, hochbeinigen Toyota Pick-Up fahren durfte. Und hier zeigte sich schon eine schöne Seite von Namibia: Schotter- und Sandpisten (etwa 4000 km Straßen in Namibia haben Asphaltbelag, gut 35 000 km hingegen nicht…). Von den 1988 km legten wir nämlich 1216 km auf solchen zurück, was in einem geländegängigen Allradfahrzeug bei hinreichender Geschwindigkeit eine Riesengaudi ist. Oft sind die Pisten im Süden kilometerweit einsehbar, so dass man doch etwas mehr als die empfohlenen maximal 80 km/h fahren kann. Merke: Je schneller, desto ruhiger fährt das Auto über eine sogenannte Wellblechpiste, abrupte Brems- und Lenkmanöver sind da aber nicht mehr möglich, da das Gefährt quasi über die Unebenheiten fliegt. Einmal hob unser Wagen allerdings ob einer zu spät erkannten Bodenwelle komplett ab, was die Gattin doch wenig lustig fand. Aber immerhin weiß ich jetzt, dass es einen soliden Toyota auch bei einer unsanften Landung nicht zwingend zerlegt. Bei Nacht oder bei dichtem Buschwerk am Straßenrand sollte man allerdings die Geschwindigkeit reduzieren, wenn einem z.B. bei 110 km/h eine 200 kg schwere Orxy-Antilope in die Windschutzscheibe kracht, dann zieht wohl auch der Fahrer die Arschkarte.
Für etwas Verwirrung sorgte die Tankanzeige: Nach den ersten 300 km ohne Tankstop zeigte diese nämlich immer noch randvoll an. In einem Land wo die Tankstellen selbst in Gebieten mit laut Reiseführer guter Tankstelleninfrastruktur doch mal 250 km auseinanderliegen können, wie etwa an der Piste von Walvis Bay nach Solitaire, ist dies etwas nervig. Also wurde zu Beginn bei jeder Möglichkeit vollgetankt. Nach einer Woche klärte uns dann aber ein netter Tankwart auf: Der Pick-Up war ein Modell speziell für den afrikanischen Markt, mit einem gekoppelten 60 l Zusatztank, welchen er uns dann auch gezeigt hatte. Bevor dieser nicht leer ist, wird „voll“ angezeigt. Von da an wussten wir, dass wir mit vollen Tanks etwa 1400 km weit kommen… Das hätten mir die Jungs von der Autovermietung ja auch bei der Übergabe sagen können.
Die Tour durch Namibia
Die Leute
Wir trafen im Land auch etliche interessante und gesprächige Einheimische, wobei generell gesagt werden muss, das wir mit Ausnahme eines etwas grummeligen Parkrangers in Sossusvlei, nur sehr gute Erfahrungen diesbezüglich dort gemacht haben.
Zum Beispiel war da Johann, ein Südwestler, dessen Familie schon seit Generationen in Namibia lebt und welchem die älteste Gästefarm im Lande gehört. Johann war als Gastgeber beim Abendessen ein überaus unterhaltsamer Gesprächspartner, der einem alles Mögliche über das Land und wie es läuft erzählte, zumindest aus der Sicht eines Farmbesitzers. Amüsant fand ich etwa, als ihn ein anderer deutscher Gast fragte, ob man Giraffen eigentlich essen kann. Seine trockene Antwort war nur: „Natürlich, das ist Fleisch!“. Der Gast meinte daraufhin, dass er eigentlich wissen wollte, ob Giraffe denn schmeckt. Daraufhin wurde vom Gastgeber erwidert: „Ob jemandem etwas schmeckt hängt von drei Faktoren ab: Ein Drittel bestimme die Qualität der Zutaten, ein Drittel bestimmt die Qualität des Koches und ein Drittel bestimmt das eigene Geschmacksempfinden.“. Gut, wieder etwas gelernt. Auch das Geschäftsmodell mit ausländischen Jagdkunden hat er als Win-Win-Situation, zumindest für Ihn, geschildert: „Ich habe eine Wildfarm und muss mein Wild normal selbst schießen, wenn wir Fleisch haben wollen. Kommen allerdings Jagdtouristen, dann wollen diese nur die Trophäen, die mich aber eh nicht interessieren. Die Jagtouristen bezahlen für Unterkunft, Verpflegung und noch die Abschussgebühr, dafür nehmen diese nur die Trophäe mit nach Hause, das Fleisch bleibt aber hier. Aber der Jagdgast ist am Ende trotzdem zufrieden, und ich habe das Fleisch ohne das ich dafür jagen gehen musste.“
Einmal hatten wir in der Kalahari auch einen einheimischen Führer mit dem Namen Jürgen, ein Herero. Ich fragte ihn warum er als Herero denn einen deutschen Namen hat? Er meinte, dass die Herero als die deutschen Schwarzen gelten, da sie den Ruf haben pünktlich, ordentlich und arbeitsam zu sein und zudem gerne Fußball spielen. Laut ihm haben viele Herero deutsche Vornamen. Ich fragte weiter nach, ob das für einen Herero nicht seltsam sei, vor allem, wenn man die, äh, nicht ganz einfache Historie zwischen den Deutschen und den Herero betrachtet? Er nur: “Ach, das mit dem Genozid ist über hundert Jahre her, man soll Vergangenes mal Vergangenes sein lassen.“ Als geschichtsbewusster Deutscher, der selbst ein Jahr in Israel gelebt hatte, verzichtete ich dann lieber auf eine weitere Diskussion.
Aber Jürgen war wirklich ein netter Kerl und diente uns als Übersetzter für die San, mit denen wir an einem Vormittag unterwegs waren, da er deren Kohisan-Sprache spricht. Mit den San, auch bekannt als Buschmänner, welche auf einer der Farmen leben, hatten wir an einem Morgen eine Tour gemacht. Dort wurde uns in klassischer Lendenschurztracht etwas von ihrem früheren Lebensstil gezeigt, was wirklich sehr gut gemacht und informativ war. Wer jetzt aber denkt, dass die San dort noch ein traditionelles Jäger- und Sammlerleben führen, der sei allerdings enttäuscht. Uns wurde gleich zu Beginn vom Führer gesagt, dass die San auf der Farm in normalen Häusern leben und außerhalb der Führungen als Farmarbeiter tätig sind. Später am Tag haben wir dieses dann auch alle in ordinären Overalls gesehen, wie sie die Trecker gefahren haben oder sich um die Außenanlagen kümmerten. Die traditionelle, nomadische und minimalinvasive San-Lebensweise hat leider heutzutage selbst in einem extrem dünn besiedelten Land wie Namibia fast keine Chance mehr. Selbst als wir auf dem Rückweg 300 km durch die Kalahari fuhren sahen wir eigentlich immer rechts und links Zäune. Alles Land gehört zu irgendwelchen riesigen Farmen oder ist Nationalpark, da will niemand das eine San-Gruppe frei jagend über das Land zieht. Leider sind dadurch viele San entwurzelt und Alkoholismus ist ein ernstes Problem. Dort wo wir waren müssen diese immerhin nicht in Slums leben, haben vernünftige Arbeit und wenigstens ein Stück weit einen Grund ihre Traditionen zu pflegen und weiterzugeben, und sei es nur um Touristen zu unterhalten. Aber einer aus der San-Gruppe dort war unser Reitlehrer, es gibt also auch Jobs für die San, die über reine Hilfsarbeitertätigkeiten hinausgehen. Ich hoffe, dass die San langsam ihren Platz in heutigen Zeiten finden, auch wenn es wohl mit dem früheren Leben nichts zu tun haben wird.
Es gab übrigens auch einen gemeinsamen Nenner zwischen den verschiedenen Volksgruppen, ob schwarz oder weiß: Die waren alle nicht sonderlich gut auf Chinesen zu sprechen. Uns haben oft Namibier erzählt, dass es sie ziemlich ankotzt, dass die Rhinos nur wegen dem Horn gewildert und langsam ausgerottet werden. Schon alleine gesamtwirtschaftlich gesehen bringen Rhinos lebendig dem Land deutlich mehr ein, da sehr viele Touristen kommen um diese lebend zu sehen. Ein Guide äußerte seinen Unmut mir gegenüber wie folgt: „Warum schlachten die unsere Rhinos ab? Nur wegen dem scheiß Horn als Potenzmittel. Das ist doch genau das gleiche Material wie Fingernägel oder ein Pferdehuf, was soll das denn bringen? Warum gehen die nicht einfach in eine Apotheke und holen sich Viagra, das wirkt wenigstens und ist zudem noch viel billiger!“ Ganz unrecht hatte er sicher nicht.
Die Landschaft
Aber so interessant die Einwohner auch sind, in Namibia ist die Landschaft mit der zugehörigen Tierwelt eigentlich die große Attraktion. Da die Landschaft nur schwer in Worte zu fassen ist, seien hier am besten die Bilder in der Galerie zu betrachten, um einen Eindruck zu bekommen:
Auch wenn wir nur einen kleinen Teil im Süden des Landes gesehen haben, so war dies auch für jemanden wie mich der schon viel auf der Welt herumgekommen ist durchaus eindrücklich. Für einen ambitionierten Hobbyfotografen bietet das Land immer wieder beeindruckende Motive und auch sonst gibt es für eine Wüstenregion viele Kontraste.
Alleine schon die Fahrt von der Spitzkoppe per Piste durch die Geröllwüste der nördlichen Namib an die Skelettküste ist imposant. Man fährt lange durch den sonnenverbrannten, vegetationslosen Schotter und plötzlich baut sich die Wand des allgegenwärtigen Nebels an der Skelettküste vor einem auf. Dann taucht man dort in die lebensfeindliche, aber deutlich kältere Küstenregion ein. Trotz hunderter Kilometer perfekten Sandstrandes und Dünen ist es aber kein wirkliches Badeziel, außer man ist eine Robbe. Wer eine Weile die Küste entlangfährt und zuvor das Hinterland kennen gelernt hat, der weiß dann auch, warum diese Küsten den morbiden Namen hat. Zwar war manch Schiffbrüchiger sicher erleichtert, dort Land erreicht zu haben, dies war dann aber leider nur ein Pyrrhussieg: Kein Süßwasser, keine Nahrung, keine Siedlungen und mindestens 100 km völlig arides und unbewohntes Hinterland das es zu durchqueren galt.
Der südlichere Teil der Namib ist hingegen mit ihren fantastischen roten und riesigen Dünen mit teilweise eingelagerten schneeweißen Tonpfannen ein wahres Farbfeuerwerk. In dieser ältesten Wüste der Erde ist Sossusvlei der Besuchermagnet schlechthin. Durch das Bett eines nur alle paar Jahre wasserführenden Flusses, der dann im Sand versickert und das Meer überirdisch nicht erreicht, gelangt man relativ weit in das Sandmeer der Namib hinein. Auch heutzutage ist diese Sandwüste auf dem Landweg nur schwer zu durchqueren, die teils über 300 m hohen Dünen aus lockerem Sand bilden eine veritable Barriere. Hinzu kommt noch, dass es sich um eine der niederschlagärmsten Regionen der Erde handelt und selbst bei uns Anfang Oktober die Temperaturen mittags schon bei 47°C im Schatten lagen. Das Dead Vlei ist dort der Ort, wo man als Fotograf mindestens einmal gewesen sein sollte. Die Motive aus den abgestorbenen Akazien, die roten Dünen, der azurblaue Himmel und die weißen Tonpfannen bieten fantastische Motive. Allerdings darf man nicht davon ausgehen, dass man dort alleine ist. Im Gegenteil! Es ist schon erstaunlich, wie viele Touristen heutzutage selbst in eine solch relativ abgeschiedene, lebensfeindliche und nicht unbedingt leicht zu erreichende Gegend gelangen. Der Planet wird gefühlt immer kleiner, aber wir tragen durch unser Treiben allerdings auch unseren Teil dazu bei.
Die Naukluftbergen und die Randstufe ins Hochland, an welcher die Wüste in die Savanne übergeht, sind hingegen wieder wenig besucht aber ein reizendes und wildes Gebirge. Herb schön ist dann natürlich auch die Kalahari, auch wenn diese landschaftlich nur wenige Reizpunkte aufweist: Hunderttausende Quadratkilometer niedrige rote Sanddünen, welche alle von Norden nach Süden ausgerichtet sind, ab und zu ein paar Salz- oder Tonpfannen, bewachsen von der typischen Buschsavannenvegetation. Da kann man hunderte Kilometer fahren und es sieht trotzdem alles gleich aus. Auch beim Wandern kommt man sich nach einer Weile vor wie in einem Film in einer Endlosschleife. Aber dafür gibt es dort wenigstens viele interessante Tiere zu sehen…
Die Viecher
Und dies führt mich zu den Viechern in Namibia. Eigentlich kannte ich die Fauna dort vorher nur aus dem Zoo oder Büchern und hatte vorab auch verkündet, dass mich die Tiere nicht interessieren, da ich dort hin wollte um zu Klettern und die Wüste zu fotografieren. Zum Glück hatte ich doch noch das Teleobjektiv eingepackt, denn schon nur ein paar Stunden nach der Ankunft war ich der Tierbeobachtung verfallen, als gleich zu Beginn der ersten Wanderung eine Giraffe vor mir stand. Ich war zugegebenermaßen beeindruckt, solch ein stattliches Tier nicht hinter Gitterstäben, sondern sich frei vor mir bewegen zu sehen. Die folgenden zwei Wochen bin ich dann mit vollem Elan durch den Busch und die Wüste gekreucht, um möglichst viele verschiedene Tier zu Gesicht zu bekommen.
Es wird ja überall in den Reisführern ein ziemliches Gewese um die „Big Five“ (Löwe, Leopard, Büffel, Elefant und Nashorn) gemacht, die man unbedingt gesehen haben muss. Susanne und ich kamen aber nach den zwei Wochen überein, dass es da noch andere Top-Listen geben sollte. Da wären zum Beispiel die „Beautiful Five“: Orxy, Bergzebra, Springbock, Erdmännchen und Giraffe. Diese Liste ist leider aber auch teils deckungsgleich mit den „Tasty Three“, als das wären: Springbock, Oryx und Kudu. Ich bin ja durchaus ein Genussmensch und habe in meinem Leben schon viele (teils sehr exotische) Köstlichkeiten verspeist, aber so gutes Fleisch wie von den „Tasty Three“ habe ich vorher noch nie gegessen. Alleine dies ist schon eine Reise ins südliche Afrika wert!
Das Gegenteil von genüsslich war hingegen die imposante Robbenkolonie am Cape Cross: Bis zu 100 000 Robben, die sich dort am Strand als eine wahre Leiberschwemme sammeln und das stinkt bestialisch dort! Die Robben haben keinerlei Scheu vor den Menschen und geben sich völlig unbeeindruckt, wenn man dort herumläuft, man kommt den Meeressäugern dort wirklich sehr nahe und kann die süßen Tiere wunderbar fotografieren. Aber immerhin verspürt man bei dem Geruch absolut keine Lust, diese Tiere auch noch auf dem Teller zu haben.
Die Kletterei
Wie eingangs erwähnt wollte ich ursprünglich wegen dem Klettern nach Namibia. Ich hatte drei Tage an der Spitzkoppe eigeplant, wobei das Camp dort landschaftlich genial liegt und die lokalen Damara die es betreiben wunderbare Leute sind, aber schon beim Einklettern an kurzen Routen lief es für mich gar nicht. Es war Ende September und mit T >35°C eigentlich schon zu heiß um wirklich kleinen Kram festhalten zu können. Meist ist es dort recht steiler, plattiger Granit (Griffe sind ziemlich Mangelware) oder runde Risse, oft eher der Breite: Arbeiterklasse. Das mag ich normalerweise, aber es war mir für solche Schindereien einfach zu warm, zudem hätte mich meine Gattin wohl verteufelt, wenn die sowas nachsteigen hätte dürfen. Nach zögerlichem hin und her haben wir einen kurzen schönen Riss geklettert, der aber komplett voll mit Vogelexkrementen war und eine kurze Sportkletterei im fünften Grat gemacht. Danach noch einen „Klettergipfel“ (Felsenteich West) im lokalen Schwierigkeitsgrad 10 (bei uns wäre das etwa I), den man quasi hochlaufen konnte. Dann bin ich aber gleich in zwei Mehrseillängenrouten gescheitert, die auch in etwa den Schwierigkeitsgrad hatten, wie auf die Spitzkoppe hochgegangen wäre: einmal traute ich mich nicht den ersten Haken 15m sicherungsfrei über eine Platte im unteren sechsten UIAA-Grad anzuklettern, das andere Mal hatte ich keine Ahnung mehr, wo es nach dem zweiten Bohrhaken in der dritten Länge weitergegangen wäre.
Entsprechend wenig motiviert machten wir tags darauf uns an den langen Zustieg mit Kletterstellen im vierten Grad zu den „richtigen“ letzten vier Seillängen der lokalen Schwierigkeit 17 auf den Gipfel der Spitzkoppe. 600 Hm Block-, Rinnen und Kamingkraucherei bis zum vierten UIAA-Grad, ab 07.00 Uhr morgens allerdings schon voll in der prallen Sonne (Notiz fürs Tagebuch: nordseitige Touren sind auf der Südhalbkugel diejenigen, die viel Sonne abbekommen!). Mittags standen wir dann vor der ersten Länge der „Prima Varianta“, die in vier Seillänge zum Gipfel geführt hätte. Plattiger, kleingriffiger Fels und sehr sonnenverwöhnt. Aufgrund der schlechten Erfahrungen am Tag zuvor hatte ich am ersten Haken schon keine Lust mehr und habe es einfach gelassen, das Band dort oben wo wir gestartet sind war schon eine geniale Aussichtswarte hoch oben über der Wüste. Im Reiseführer stand es prophetisch: „Geübte Kletterer können sich an ihr mit gehöriger Vorsicht austoben - die Liste der gescheiterten Gipfelstürmer an der Spitzkoppe ist lang.“ Die Schaubs stehen jetzt auch auf dieser Liste…
Tags darauf wollten wir dann wenigstens versuchen den fast gleich hohen Südwestgrat als eigenständiges Ziel zu erreichen um mal auf der imposanten Südwestwand zu stehen. Laut Kletterführer sollte das nur Schwierigkeitsgrad 6 der örtlichen Skala, also eigentlich nur Wandergelände, aber als nach anstrengendem Blockgeklettere hing am Einstieg der zum Gipfel führenden Rinnen ein Fixseil. An diesem durften wir schon eine senkrechte Wandstufe hochhangeln, da ich zweifelte ich das erste Mal, ob das wirklich noch „Wandergelände“ ist. Etwa 50 Höhenmeter unter dem höchsten Punkt war für uns dann Schluss. Nach langem hin und her hatte ich keine Ahnung, wie ich ohne ernsthaft zu klettern dort irgendwo hochkommen soll. Das zweite Mal gescheitert, aber wieder einer tolle Aussicht am höchsten von uns erreichten Punkt genossen.
Der Spaß
Neben dem reinen Genießen der Landschaft und Tierwelt gab es in Namibia noch ein paar andere Dinge, welchen man einen hohen Spaßfaktor nicht absprechen konnte.
Bei ein paar riesigen Dünen im Sossuvlei musste ich als Bergsteiger natürlich auch auf dem Gipfel stehen. 350 hM lockeren Sand wie bei der größten Düne „Big Daddy“ aufzusteigen ist natürlich erst einmal recht mühselig, bei guter Kondition aber nur eine reine Fleißaufgabe. Allerdings geht dies nur über den Grat. Zu versuchen direkt über die Flanken aufzusteigen funktioniert nicht. Der große Spaß kommt dann talwärts: Im Direttissimastil als Hackenabfahrt direkt die Flanke hinunter. 1 Stunde Aufstieg, 5 Minuten Abstieg, fast wie bei einer Skitour, das aber bei 40°C!
Das Ganze geht natürlich noch viel besser, wenn man das als Sandbording macht. Dies konnten wir bei Swakopmund mit einer spaßigen Qaudfahrt durch die Dünen verbinden. Beim Sandboarding geht es dann auf einer gewachsten Pressspanplatte mit ordentlichem Tempo die Flanken der Dünen hinunter. Das ist völlig harmlos, da man im schlimmsten Fall einfach etwas Sand frisst, aber eine Riesengaudi. Susanne und ich fühlten uns wieder wie kleine Kinder an einem Schlittenhang und konnten nicht genug davon bekommen. Falls ich da mal wieder hingehe nehme ich alte Ski mit, das fetzt wahrscheinlich noch mehr.
Wir waren auch öfters ausreiten und das Reitgelände und die Pferde waren auch großartig: Hoch zu Ross durch den Busch des Khomas-Hochlandes, die Namib oder die Kalahari ist ein wirklich sehr schönes Reiterlebnis.
Nicht unterschlagen werden sollten auch die teils doch sehr exklusiven und fantastisch gelegenen Unterkünfte, die wir hatten. Eigentlich legen wir auf besonderen Luxus bei der Wahl der Unterkunft keinen Wert und ich gehe normalerweise auch nicht näher darauf ein, aber dieses Mal ließ ich die Unterkünfte sowie Flug und Mietwagen über einen speziellen Reisveranstalter fürs südliche Afrika buchen. Ich war einfach zu faul mich vorab selbst um alles zu kümmern, wie ich es sonst eigentlich immer mache. Es wurde nach meinen Wünschen als Individualreise zusammengestellt und vor Ort merkten wir dann, dass uns wirklich traumhafte Übernachtungsmöglichkeiten rausgesucht wurden. Immer ein eigenes kleines Chalet auf einer Lodge oder Gästefarm mit freier Sicht in die Weite Namibias hinaus. Dazu perfekter Service und Essen, selbst an den abgelegenen Orten. Klar, das hat zwar ein paar Euro gekostet, war aber das Geld absolut wert. Es war manchmal etwas dekadent, hatte aber auch dazu beigetragen, dass diese zwei Wochen völlig entspannt waren, wir hatten ja schließlich Urlaub.
Sand und Viecher, das geben wir uns sicher wieder einmal, vom Norden des Landes haben wir ja noch gar nichts gesehen…