Die epische Abfahrt – Lidernen März 2022

 

Der Winter 21/22 war zum Glück wesentlich weniger durch Einschränkungen geprägt als der vorherige, zumindest für mich nicht mit drei Covid19 Impfungen im Arm. Man konnte wieder ins benachbarte Ausland ohne Quarantäne und die leidlichen Beherbergungsverbote waren vom Tisch.

 

Allerdings hatte der letzte Winter bei mir auch die Lust am Langlaufen im nahen Schwarzwald geweckt, so dass wie in den früheren Jahren nicht nur Skitouren auf dem Programm standen, und ich auch noch auf gut 10 Langlauftage kam, verbucht als Training für den Langlaufurlaub in Lappland aber natürlich auch als Selbstzweck. Nichtsdestotrotz ging es Mitte Dezember mit ein paar bekannten Gesichtern aus der Pfalz zwei Tage ins Allgäu um dort auf den zu dem Zeitpunkt ordentlich eingeschneiten Vorbergen (Grünten und Bärenköpfle) zwei gemütliche Skitouren zum Einstimmen zu machen. Etwas schärfer wurde das Gelände dann Mitte Februar, als ich mich in Reutte bei Bekannten einquartierte und wir zwei Skitouren in den Lechtaler Alpen machten.

 

Gut eingestimmt kam dann das bisherige Highlight des Winters im Lidernengebiet in der Zentralschweiz. In der für diverse Skitouren ideal gelegenen Lidernenhütte war ich vorher schon zweimal, leider hatten die Bedingungen für DIE große Abfahrt im Revier, nämlich vom Blüemberg nach Muotathal nie gepasst. Am ersten Märzwochenende 2022 waren diese aber ideal: Kalt, sonnig, Lawinenlage 1 und nordseitig noch Schnee bis runter auf 600m. Relativ spontan schloss ich mich auf Einladung von Sebastian deren Viergruppe an, die schon freitags anreiste, was bei mir arbeitstechnisch leider nicht ging. Also Samstagmorgens um 3 raus und alleine die vier Stunden runtergefahren, wobei ich mich langsam auch zu alt für so Scheiss fühle, aber wenn der Berg ruft, dann ruft er.

 

Ich schaffte es pünktlich zur Hütte, als die anderen gerade mit dem Frühstück fertig waren und dann konnten wir um acht morgens los auf diese doch recht lange Unternehmung. Von der Lidernenhütte querten wir zuerst eine ganze Weile mit recht wenig Höhengewinn nach Osten in Richtung Blümberg. Der zu querende 40° Steilhang ging recht problemlos, da es eine gute Spur gab und die Lawinenlage passte. Danach wieder flacher durch kupiertes Gelände ging es dann die letzte Steilmulde in schönen Spitzkehren hoch, bis dann für die letzten 30 Höhenmeter zum Gipfel die Ski an die Rucksäcke mussten. Zu Fuss dann steil über eisiges Gelände (ich hatte, als einziger, zum Glück die Steigeisen dabei, so dass der Teil wenigstens für mich auch noch recht angenehm war) aber immerhin drahtseilversichert gelangten wir zum Gipfel.

 

Das Wetter war Top und wir konnten den ersten Blick auf den eindrucksvollen nordostseitigen Gipfelhang werfen. Dort startet nämlich die Abfahrt, die laut dem Tourenatlas Schweiz „epische Abfahrt ins Muotathal“. Und das war diese dann auch. Etwas mehr als 1800 hm Abfahrt, zu Beginn im gewaltigen Gipfelhang gut 40° steil, aber perfekte Bedingungen. Los ging es dann und ohne größere Verhauer konnten wir diese gewaltige Abfahrt bis in den Talgrund genießen, auch wenn meine Beine am Ende doch schon recht schwer waren, bedenkt man, dass wir bei Ankunft in Muotathal dann doch schon 7h in den Skistiefeln staken. Das Problem bei diesem Klassiker der Zentralschweiz ist allerdings, dass wir weit ab der Hütte rauskamen. Zu dieser zurück ging es dann in zwei Stunden via Bus, Zug, Bus, Seilbahn um dann noch rechtzeitig zum Abendessen wieder in der Hütte zu sein. Ein langer Tag ging zu Ende (noch die vier Stunden Anfahrt morgens in Betracht ziehend), aber das war eine der Skitouren, die man nicht oft hat. Wenn die Beendigungen passen kann ich die jedem empfehlen. Und 1800 hm Abfahrt für nur 780 hm Aufstieg bekommt man als Tourengeher auch nicht so oft.

 

Da am Sonntag die Bedingungen immer noch top waren, machten wir die zweite empfehlenswerte Skitour dort mit „wenig Aufstieg für viel Anfahrt“, nämlich vom Hagelstock nach Chäppeliberg. Die nicht mal 500 hm von der Lidernenhütte auf den Hagelstock machten wir gemütlich um dann die gut 1100 hm Abfahrt voll genießen zu können. Es war noch erstaunlich viel Pulverschnee zu finden und auch der steilere Teil unten ließ sich sehr gut fahren. Eine makellose Abfahrt, die uns wieder zu unseren Autos brachte und es dann wieder heimging, nach diesem sehr lohenden Wochenende auf der Lidernenhütte. Und mal wieder rein Klassiker „abgeknipst“.

 

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© Thomas Schaub