New York, eines der Top-Touristenziele weltweit und das aus guten Gründen. Bilder von New York hat eigentlich jeder irgendwie im Kopf, auch wenn man noch nie dort war. Zu ikonisch sind viele Orte der Stadt und hinreichend aus Film- und Fernsehen bekannt. Dort wirkt dann aber alles nochmal imposanter, vor allem wenn man durch die gewaltigen Häuserschluchten von Manhattan zieht, das hat dann doch was von menschgemachtem Gebirge und übt dann selbst auf jemanden wie mich, den es normal eher nicht in Städte zieht, seinen Reiz aus.
Weil die Mutter einmal in ihrem Leben New York besuchen wollte, bot ich mich als Reiseorganisator- und Reiseleiter für eine Woche im Big Apple im April 2024 an, wobei die Gattin auch mitkam. Primäres Ziel war es im vollen Touristenmodus einige der Must See Orte abzuklappen und sich sonst möglichst viel von New York zu Fuß anzuschauen. New York ist allerdings auch alles anderes als ein Low-Budget Ziel, was aber auch hinlänglich bekannt sein sollte (neben teuren Hotels und teurem Essen sind auch die Eintrittspreise für die meisten Attraktionen ziemlich happig).
Eingemietet hatten wir uns in einem altehrwürdigen, schnuckeligen Hotel an der Wall Street an der Südspitze von Manhattan, was allerdings mittlerweile von den Wolkenkratzern dort im Finanzdistrikt umbaut ist. Sowas kommt gerade bei Kirchen in Manhattan öfters vor und bietet teils bizarre Anblicke wie bei der Trinitiy Church. Besonders im Finanzdistrikt und in Midtown Manhattan hat es diese Agglomerationen von Wolkenkratzen mit den mehr als imposanten Häuserschluchten. Absolut sehenswert und eindrücklich dort rumzuschlendern, auch wenn man irgendwann einen Nackenkrampf vom Hochschauen bekommt. Wir waren auch über die architektonische Vielfalt der Wolkenkratzer erstaunt. Um das Ganze dann richtig zu überblicken, gönnten wir uns das Aussichtsdeck im 102ten Stockwerk des One World Trade Centers, des aktuell höchsten Gebäudes der USA. Die 360° Aussicht dort in gut 400 m Höhe: einfach nur fantastisch. Hier bot es sich an dann noch das große 9/11 Museum direkt daneben zu besichtigen. Ein recht bedrückendes und sehr gut gemachtes Museum. Was wir nur befremdlich fanden war der „Exit through the Gift Shop“ was auch noch laut von einem Mitarbeiter am Ausgang angepriesen wurde (“Come and buy some gifts!“). Bei einem Museum zu diesem Thema ist das irgendwie strange.
Eine der wenigen kostenlosen Sehenswürdigkeiten ist der Fußweg über die altehrwürdige Brooklyn-Bridge. Ein wunderbar anzuschauendes Bauwerk mit seinen sehr schönen neugotischen Brückenpfeilern. Einmal sind wir morgens zu Sonnaufgang rüber, was sich wirklich lohnt, wenn dann die Sonne hinter der benachbarten Manhattan-Bridge aufgeht. Auch die Runde Brooklyn-Bridge-Manhattan-Bridge ist an sich toll und die haben wir zweimal gemach (einmal aber als Joggingrunde), auch wenn der laute Bahnverkehr auf der Manhattan-Bridge doch etwas lästig ist, dafür hat man von dort die beste Sicht auf die Brooklyn-Bridge.
Die Freiheitsstatue besichtigten wir natürlich auch, muss halt sein. Dort war dann an den Fährhäfen und auf den Schiffen absurd viel los und zum Glück hatte ich vorab ein limitiertes Deluxe-Ticket gekauft, mit dem man die sehr lange Schlange im Hafen umgehen konnte und wir auch in den Sockel der Freiheitsstatue durften. Kapitalismus ist doch wirklich was Feines, zumindest solange man ihn sich leisten kann. Bei bestem Wetter und unerwartet schönem blauen Himmel (was wir eigentlich die ganze Woche hatten) statten wir dann der alten Kupfer-Französin einen Besuch ab, und was soll man sagen: halt zurecht extrem blieb, eine eindrucksvolle Statue, fantastisch vor Manhattan gelegene. Muss man sich einfach anschauen. Für das Museum auf Ellis Island, auf welches man mit der Fähre einfach im Anschluss hin kann, sollt man sich auch noch etwas Zeit nehmen. Wir hatten da nur eine Stunde und das reichte nicht wirklich für das große und interessante Museum zur Geschichte der Einwanderung in die USA. Als Kontrastprogramm ging es dann im Anschluss mit der U-Bahn an den Times Square (eine Metro-Wochenkarte lohnt sich auf jeden Fall, da man in New York eigentlich alles per U-Bahn und Fähre erreicht). Der Times Square ist dann mal echt ein ganz großer Menschenzoo und wenn es eine Definition für Reizüberfluchtung braucht, dann kann man den nehmen. Das ist schon echt irre mit den Leucht/Videoreklamen, den Läden und dem ganzen Trubel, meine Welt ist das dann echt nicht mehr. Wenn mal wieder jemand den Kapitalismus bekämpfen will: Der Times Square wäre sicher der Endgegner.
Thema Reizüberflutung: Seit einigen Jahren ist Cannabis komplett legal im Staate New York. Und so riecht es wirklich an jeder Ecke nach Cannabis. Das ist noch krasser als ich es aus Amsterdam kenne, da gefühlt draußen überall Gras geraucht wird (mit normalen Kippen sieht man hingegen kaum jemanden) und es auch unzählige Cannabis-Shops gibt. Vielleicht hätte New York doch besser sein früheren Namen Nieuw Amsterdam behalten, heutzutage würde er wieder gut passen…
Eines Morgens drehten wir eine ausgedehnte Runde im Central Park, dieser grünen Oase mitten in Manhattan und ausnahmsweise war auch kein Eintritt fällig. Ein wirklich sehr schöner Park zum Flanieren mit sehr viel Grün, Felsen, Seen und hinter den Bäumen erheben sich als krasser Kontrast die Fassaden der Wolkenkratzer. Dass gerade noch die Kirschbäume in voller Blüte standen setzte dem die Krone auf. Danach bot es sich an, dem nahegelegene Museum of Modern Art einem Besuch abzustatten. Als eines der weltweit bedeutendsten Kunstmuseen wird dort eine opulente Auswahl an moderner Kunst gezeigt, was uns auch echt reinlief. Von dort konnte man am Chrysler Building und UN vorbei einen Fährhafen anlaufen, wo wir für ein paar Dollar mit der Fähre noch den ganzen East-River abfahren konnte. Vom Wasser aus hatten wir so nochmal eine ganz andere Perspektive auf Manhattan, Brooklyn und die Bronx.
Ein besonderes Leckerli für Susanne und mich war das Intrepid Sea-Air-Space Museum bei Hell´s Kitchen. Ein alter Flugzeugträger, der an sich schon ein interessantes Ziel für eine Besichtigung wäre, steht dort mi vielen Flugzeugen bestückt. Und eines davon ist eine Lockheed A-12 (bzw. SR-71 Blackbird). Mitunter das fantastischste Stücke Technik, was je zusammengeschraubt wurde. Erstflug Anfang der 1960er Jahre, Spitzengeschwindigkeit >3500 km/h und auch heutzutage sieht das schwarze und elegante Flugzeug immer noch futuristisch aus. Von denen gibt es nur noch eine Handvoll und die meisten stehen in den USA. Der Vogel vor der Skyline von Manhattan geparkt war ein ganz tolles Motiv. Und für Susanne als alter Trekki gab es dort auch noch was Besonderes, nämlich das Space Shuttle „Enterprise“. Als quasi das Ur-Raumschiff-Enterprise. Am Nachmittag ging es dann, wieder mit Mutter, auf einen ausgedehnten Spaziergang durch das liebliche East-Village und dann noch Little Italy und Chinatown.
Zur Abwechslung fuhren wir an einem Tag eine gute Stunde mit der U-Bahn zum Bronx-Zoo, einer der größten Zoos in den USA. Und der Zoo ist wirklich groß und hat ganz viele verschiedene Tier in sehr großen und liebevoll gepflegten Gehegen. Am Tag zuvor meinte ich noch „drei Stunde für einen Zoo reichen dicke“. Tja, am Ende mussten wir uns sputen, um in vier Stunden durchzukommen. Das ist ein Ort, wo man gut einen ganzen Tag verweilen kann, aber wir hatten für Abends blöderweise schon Karten für ein Musical am Broadway. Genau, ich und Musical. Normal so überhaupt nicht mein Ding. Aber als Touri in New York muss halt auch ein Broadway Musical sein. Zum Glück lief aber „Book of Mormon“ von den Machern von Southpark. Ein bitterböses Stück mit recht derbem Humor, wo Susanne und ich uns köstlichst amüsiert haben.
Als weiteres Kontrastprogramm stand dann auch noch ein Ausflug nach Coney Island an, was sich innerhalb einer Stunde ebenfalls gut per U-Bahn von Manhattan aus erreichen lässt. Coney Island hat einen ganz besonderen nostalgischen Charme. Ein schöner langer Sandstrand, eine ganz breite Holzpromenade (“Boardwalk“) zum Flanieren, dann die altwehrwürdigen Fast-Food-Läden und dahinter die ganzen Fahrgeschäfte. Sehr bunt, sehr nett. Das lud zum Verweilen ein und dort bekamen wir bei Nathan´s auch mal wirklich gute Hot Dogs. Mit dem „Cyclone“ ist dort noch eine gut 100 Jahre alte Holzachterbahn in Betrieb. Die wollten wir uns aus Nostalgiegründen auch noch geben und erwarteten eine gemächliche Fahrt in dem alten Ding. Aber Pustekuchen: Die Bahn macht 96 km/h Spitze, ist wirklich rasant und ein wahninniges Gerumpel. Das war viel ruppiger als man es von einer 100 Jahre alten Bahn erwarten würde. Große Empfehlung!
Das war es dann auch was wir so eine Woche in New York zu sehen bekamen, aber das war schon lohnend. Gut, war ja auch nicht billig das Ganze.