Top of Ötzal – Wildspitze (August 2025)

 

Im zweiten Anlauf hat es mit der Liebsten dann doch noch geklappt mit der Wildspitze und dazu noch bei allerbesten Bedingungen! Die Wildspitze war schon im letzten Jahr unser Ziel, da machte uns aber leider das Wetter einen Strich durch die Rechnung (siehe Alpines 2024). Ich war letzten November dann zwar mal mit Christian auf dem Gipfel, aber als Skitour vom Pitztaler Gletscherskigebiet aus, da ist es  nur eine Halbtagestour.

 

Die Wildspitze ist beileibe alles andere als ein Geheimtipp, aber wie sagt man so schön: zurecht beliebt. Sie halt einfach eine der besten Aussichtwarten der Alpen und von Vent aus eine immer noch lohnende Hochtour, zumindest bei den sehr guten Bedingungen, die wir hatten. Da wir auch gerne etwas Wandern und ich es im letzten Jahr beim Ramolhaus wirklich nett fand (siehe: Kogelquartett) dehnten wir es auf drei Tage aus: Obergurgel (1894 m) - Ramolhaus (3006 m) - Ramoljoch (~3200 m) - Vent (1900 m) - Breslauer Hütte (2844 m) - Mitterkarjoch (3467 m) - Wildspitze (3768 m) – Vent. Rund 39 km Wegstrecke bei 3200 hm und durchaus lohnend.

 

 

Wie fuhren samstags in der Früh nach Vent, stellen das Auto am großen Parkplatz am Ortseingang ab und nahmen den Linienbus nach Obergurgl. Bei noch gutem Wetter ging es dann auf dem Wanderweg 3.5 h zum toll gelegenen Ramolhaus. Nach Kaffee und Kuchen wollen wir noch auf den Nördlichen Ramolkogel. Da das Wetter immer mieser wurde und alle auch im Nebel hing, drehten wir auf dem Ramolferner irgendwo auf ~3200 m wieder um, die Etappe war ja eigentlich auch nur zum Akklimatisieren. Immerhin gab es auf der urgemütlichen Hütte ein ordentliches Abendessen.

 

Am anderen morgen war es wolkenlos mit schönem Sonnenaufgang. Wir brachen nach dem Frühstück zum Ramoljoch auf, welches den Übergang nach Vent ermöglicht. Im schönen Morgenlicht ging es über den versicherten Steig ins Ramoljoch, von wo aus wir einen herrlichen Blick auf die frisch eingeschneite Wildspitze hatten. Auf der anderen Seite latschten wir dann ein Weile durch eine weite Schuttwüste am sterbenden Spiegelferner vorbei zu den großen Grashängen über Vent. Landschaftlich toll und uns begegneten bis Vent nur Schafe, Ziegen und Kühe. In Vent waren wir dann mittags bei strahlendem Sonnenschein. Nun hätte der Weg weiter im Zick-Zack unter dem in Betrieb befindlichen Sessellift in der prallen Mittagssonne den Südhang hoch geführt. Wir kamen dann zum Schluss, dass es latent undankbar ist, unter einem im Betrieb befindlichen Lift zu latschen, vor allem mit den schweren Hochtourenrucksäcken. Zudem denken die Leute am Ende noch, wir können uns den Lif nicht leisten! Also wurden wir schwach und konnten uns durch ein paar € für das Liftticket 400 hm Aufstieg mechanisch abnehmen lassen. Die Kniescheiben und Hüftgelenke danken es einem, wir sind schließlich auch nicht mehr die Frischesten. Von der Bergstiton waren es dann aber immer noch gut 500 hm zur Breslauer Hütte, also etwas Aufstieg gab es dann schon. Die Breslauer Hütte war dann schon der Gegenentwurf zum gemütliche Ramolhaus: Viel größer und auf hohen Gästedurchsatz hin optimiert. Modell Berghotel und ein ziemlicher Kontrast zum heimeligen Ramolhaus auf der anderen Talseite. Immerhin hatten wir ein Zweierzimmer, was auf solch Hütten auch eher (noch) die Ausnahme ist.

 

Montagmorgens starten wir dann als erste von der Hütte um 05:15 in Richtung Mitterkar. Es war zum Glück recht kalt und alles noch gefroren, was später im Mitterkarjoch durchaus von Vorteil war. Zu Beginn stolperten wir noch mit den Stirnlampen im Dunkeln durch eine weitere große Schuttwüste, bis das Tageslicht langsam kam. Im oberen Mitterkar hatte es sogar Neuschnee durch die Niederschläge der vorherigen Tage. Der Mitterkarferner ist mittlerweile unter Schutt verschwunden, nur noch ganz oben kommt noch etwas Eis unter dem Schutt hervor. Da das morgen alles zusammengefroren war, konnten wir recht bequem bis zum Einstieg des Klettersteiges zum Mitterkarjoch aufsteigen. Duch den Rückgang des Eises musste der Klettersteig wohl in den letzten Jahren deutlich nach unten verlängert werden. Das Gelände durch das der Steig führt ist nicht sonderlich prickelnd und eher rottig. Bei Frost war das bei uns aber noch Ok, bei Plusgraden sollte man davon aber besser Abstand nehmen und einen anderen Aufstieg wählen (z.B. über den Rofenferner), da ist die Gefahr dann doch recht hoch, dass einiges an Schotter und Größerem runterkommt. Einige der soliden Halterungen des Klettersteiges, selbst im neuen Teil ganz unten, waren durch Steinschlag abgefetzt. Der Klimawandel lässt grüßen.

 

Wir waren die ersten am Klettersteig, aber es schlossen jetzt auch schon einige andere auf (was Susanne gar nicht mag, aber das ging jetzt halt nicht anders). Ich ließ Susanen am kurzen Seil und wir arbeiteten uns den Klettersteig hoch, der eine C-Stelle hat, an der Susanne dann doch kämpfen musste, es aber letztendlich packte. Zum Glück ist der Steig recht kurz und nach 30 Minuten waren wir am Mitterkarjoch. Ich will gar nicht wissen, was hier an einem schönen Wochenendtag abgeht, wenn sich noch deutlich mehr Bergsteiger an diesem Nadelöhr stauen.

 

Vom Joch erreichten wir den oberen Gepatschferner, der für Ende August noch super eingeschneit war. Allerbester Stapffirn, eine schöne Spur und die Spalten noch überbrückt. Dazu strahlender Sonnenschauen, besser kann man es eigentlich nicht erwischen. Am langen Seil latschen wir gemütlich gen Wildspitze, wobei an 5-6 Stellen dann doch das ein oder andere schwarze Loch in der Spur lag, wo schon jemand mit dem Fuß durch eine Schneebrücke gebrochen war. Auch wenn das Gelände auf den ersten Blick durch den kürzlich gefallenen Neuschnee harmlos aussah, wir waren immer noch auf einem doch spaltigen Gletscher und ohne Siel hätte ich das nicht machen wollen.

 

Am Gipfelgrat fanden wir dann auch tollen Stappffirn, weshalb wir die Steigeisen gleich anließen um dann noch die letzten etwas luftigen Meter über den Grat zum Gipfel zu nehmen. Ohne weiter Zwischenfälle erreichten wir um 09:00 Uhr das Kreuz und wir konnten das geniale 360° Panorama der Wildspitze genießen. Die Fernsicht nur durch Erdkrümmung und Dunst begrenzt, hatten wir bei dem Top-Wetter ein Meer aus lauter Gipfeln um uns herum, da die Wildspitze grob in der Mite des Alpenbogens steht. Sehr schön und dieses Mal auch mit der Liebsten zusammen, der diese Aussicht letztes Jahr noch verwehrt blieb. Da ich das Mitterkarjoch noch runter wollte, solange der Mauch halbwegs zusammengefroren war, hielten wir uns aber auch nicht zu lange am Gipfel auf. Auf dem gleichen Weg zurück und weil wir zeig dran waren, war auch noch nichts aufgesulzt. An der schweren Stelle und am Ende ließ ich Susanen dann kurzerhand am Seil ab, was für alle Beteiligten das Beste war. Es war gerade noch so gefroren, also mal wieder alles richtig gemacht. Von der Breslauer Hütte aus steigen wir dann zu den Rofenhöfen ab und von da aus zurück nach Vent, was dann 1900 hm Abstieg in einem Rutsch in den Knieen bedeutete.

 

In Vent quartieren wir uns zur Rekonvaleszenz noch eine Nacht in einem Wellnesshotel ein, die Sauna dort tat erst mal so richtig gut. In unserem Alter darf man das. Dienstags dann Heimfahrt mit dem Z4 über das Hahntennjoch mit einem ausgiebigen Stopp in der Therme von Reutte um ein paar Bahnen zu ziehen und nochmal zu saunieren.

 

Es war in der Kombi eine super Tour bzgl. der Wildspitze über das Mitterkarjoch habe ich aber noch folgende Empfehlungen: a) Am besten unter der Woche machen, denn an einem schönen Wochenendtag herrscht dort massive Staugefahr b) es sollte durchgefroren haben, bei einer Nacht ohne Frost ist das Mitterkarjoch steinschlagtechnisch, vor allem auch bei dem ganzen Betrieb, sicher kein Spass.

 

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© Thomas Schaub