Alpines 2024

 

Das Jahr neigt sich nun langsam dem Ende entgegen, Zeit es Revue passieren zu lassen. Wie hier schon berichtet hatten wir eine tolle Langlaufwoche im Oberengadin im Januar, ein sonniges Ski-Saisonfinale auf der Bielerhöhe im April , perfekte Bedingungen am Nadelhorn im Juli  und klassisches Bergsteigen in den Ötztaler Alpen im August.

 

Neben diesen gingen dann doch noch ein paar andere lohende alpine Touren mit einem echten Highlight am Ende der Saison.

 

Ende Juli verschlug es Susanne und mich an unserem jährlichen Alpinkletterwochenende ins Tennengebirge, die Liebste hatte die Tour „Wasserrillenwelt“ (IV-, 330m) am Sommereck (siehe: www.bergsteigen.com/touren/klettern/wasserrillenwelt-sommereck/)  für uns als Ziel rausgesucht. Die Tour ist eine der leichteren Routen vom Martin Precht, für einen Pfalzkletterer mit ausreichend Bohrhaken versehen, aber es ging auch noch einiges mobil eignes, wenn man denn will. Wie der Namen schon sagt ist es durchgehend Kletterei an fantastischen Wasserrillen in top Fels, eingebettet in einer beeindruckenden Karstlandschaft. Trotz formell niedriger Schwierigkeit und genialer Kletterei waren wir bei bestem Sommerwetter trotzdem allein in der Tour, was wohl auf den doch recht langen Zustieg von etwa 3.5 h bei 1400 hm und 10 km (die im Topo angegeben 2.5 h sind wohl nur was für Trailrunner) zurückzuführen ist, den sich wohl nicht so viele für 300 m Viererkletterei geben wollen. Nichtsdestotrotz, wir haben jeden Meter der Kletterei genossen, das Ambiente war super und in Kombi mit dem genauso langen Abstieg war es dann schon eine solide Ganztagesbergtour für Kletterer, die halt auch gerne Wandern.

 

 

Als Akklimatisierung direkt vor dem Kilimanjaro steuerten wir, bei durchwachsenen Bedingungen, das Ötztal an. Wie schon im Jahr zuvor mit Christian machten wir bei noch gutem Wetter zuerst den langen Zustieg zum hochgelegenen Brandenburger Haus und nahmen am Aufstiegstag noch die Dahmannspitze (3401 m) hinter der Hütte als Gipfel mit. Von dem reichlichen Schnee vom Winter zuvor war jetzt im September auf dem Gletscher nichts mehr übrig, alles war aper wie schon im Jahr zuvor, welch trauriger Anblick. Tags darauf machten wir uns dann auf den Fluchtkogel (3494 m), den man vom Brandenburger Haus aus recht zügig erreicht. Noch war das Wetter OK, aber langsam zog es zu. Wir machten uns dann an den Abstieg über den Guslarferner zur Vernagthütte als nächstes Ziel, welche wir gegen 12 Uhr erreichten. Die Wettervorhersage meinte, dass es ab 16 Uhr regnen sollte. Wir beschlossen, dass uns das noch für die Besteigung der Hintergraslspitzen reichen würde. Auf diese führt ein teilversicherter Steig, teils ziemlich exponiert. Bis zum Hintergrasleck (3170 m) geht es noch, ab dann führt der Steig aber luftig auf der Gratschneide zu den Hintergraslspitzen (3334 m), wo man schon mal die Hände aus den Taschen nehmen darf. Naja, 50 m vor dem Gipfel der Hintergraslspitzen kam dann der Regen. Leider eine Stunde früher als angekündigt. Retour zur Hütte ging es dann im Regen auf dem nun nassen Steig. Hier war Obacht angesagt im rutschigen Gneis, das war dann nicht mehr gar so prickelnd in dem Gelände.

 

In der Nacht wurde aus dem Regen dann ordentlich Schneefall bis zur Hütte runter, welcher auch am folgenden Tag so weiterging. Unser eigentliches Ziel, die Wildspitze, konnten wir dann vergessen. Bei reichlich Neuschnee und null Sicht wollten wir die dann echt nicht machen. Ganz aus Zucker sind wir zum Glück aber nicht, weshalb wir dann als Ersatzziel im Schneefall die Mittlere Guslarspitze (3128 m) angingen. Normal ein reiner Wandergipfel, bei Neuschnee und wenig Sicht war das dann aber auch interessant. Ich spurte soweit alles und gerade im mir bis dahin nicht bekannten Abstieg musste ich schon paarmal gut schauen, wo es eigentlich langgeht, von den Markierungen und dem Weg war halt wegen des Schnees nichts mehr zu sehen.  Ab dem Hochjoch-Hospiz wurde es aber besser und der Rückweg nach Vent war durchaus gemütlich. Zum Glück hate ich uns dort noch ein Zimmer in einem Hotel mit Sauna und Whirlpool gebucht, nach dem halben Tag im Schnee bei dem Schmuddelwetter war das dann genau das richtige zum Abschluss.

 

 

Am 20.10 waren wir dann mal wieder in den Tannheimer Bergen, nachdem wir tags zuvor mit unseren Kajaks den oberen Lech runtergepaddelt waren. Es war ein herrlicher Herbsttag, also ab an die Rote Flüh für die Route „Westwandrampe“ (III, 150 m) als einfachsten Durchsteig durch das Südwandgemäuer. Trotz bestem Wetter waren wir die einzigen Kletterer in der Südwand von Roter Flüh und Hochwiesler, das hätte ich nicht gedacht. Die Westwandrampe geht in der ersten Seillänge wenig einladend recht schottrig los, wird dann aber immer besser! Die Längen 3 und 4 sind dann richtig gute Kletterei in top Fels, aber dann ist die Tour auch fast schon wieder vorbei und man steht im Klettersteig, der dann zum Gipfel führt. Und auf dem war mal richtig viel los. Und auch am Gipfel. Gut 100 (!) Leute tummelten sich dort, gegenüber am Gimpel mindestens 6 Seilschaften und nochmal so viele an der Zwerchwand. Da waren also die ganzen Kletterer! 

 

 

Mitte Oktober schickte mir Christian dann vom Lift aus ein Bild vom Pitztaler Gletscherskigebiet mit Blick auf die Wildspitze (3768 m). Und siehe da, der Gletscher war unerwarteterweise eingeschneit mit einer Aufstiegsspur und das so früh in der Skisaison. Wir vereinbarten dann, dass wenn es so bis Mitte November bleibt, wir als Skitourensaisonauftakt die Wildspitze als gescheites Ziel angehen. Zum Glück zeigt eine der Webcams im Skigebiet in Richtung Wildspitze, so dass man von daheim aus halbwegs die Bedingungen beobachten konnte. Und es sah weiterhin gut aus für den 16.11, also ab ins Pitztal und mit dem Gletscherexpress hoch, um die Wildspitze vom Skigebiet aus zu machen (die Ski vom Tal aus gut 1500 hm zu tragen war für uns dann auch keine Option). Tags zuvor schneite es etwa 10 cm, so dass wir Pulver auf Firn hatten. Der Gletscher war für Mitte November erstaunlich gut eingeschneit und es waren auch keine Umwege um die Spalten notwendig, auch wenn man schon aufpassen musste, da mache Schneebrücken doch recht schmal war. Das Wetter war traumhaft, keine Wolke am Himmel, völlig windstill und viel bessere Schneebedingungen, als um diese Jahreszeit erwarte. Normal macht man so einen Gipfel wie die Wildspitze auch eher am Ende der Tourensaison, also März-Mai und nicht zum Auftakt. Aber wir hatten 0 Blankeis und Pulver in der Abfahrt! Der Gipfelgrat war auch gut eingeschneit, also mit Pickel und Steigeisen zum Gifpel. Die Aussicht vom Gipfel war dann der Hammer! Von der Breslauer Hütte kamen noch ein paar zu Fuß hoch und nach uns noch drei andere mit Tourenski aus dem Skigebiet (die aber auf den Gipfelaufstieg verzichteten). Es war erstaunlich wenig los an der sonst stark frequentierten Wildspitze, trotz perfekter Bedingungen. Aber Mitte November haben das wohl viele einfach nicht auf dem Schirm. Immerhin hatte ich mir so den Sack vom September an der Wildspitze schnell abgehängt. Aber ich muss da nächstes Jahr nochmal mit der Frau hin, die will da ja auch mal hoch. Dann aber by fair means zu Fuß vom Tal aus…

 

Christian und ich ließen das Wochenenden am Sonntag und damit auch die Klettersaison im Gebirge mit der Tour „Kanzel Südkante“ (VI, 230 m) am Oberjoch ausklingen (siehe www.bergsteigen.com/touren/klettern/kanzel-suedkante-oberjoch/). Immer noch sonnig, aber zapfig windig machten wir diese Tour in dem ehemaligen großen Steinbruch direkt an der Passstraße. Und nomen est omen, es war brüchig und zwar ordentlich. Gut immerhin sehre eng eingebohrt, so dass es nicht wirklich gefährlich war, aber eine andere Seilschaft hätte ich da nicht vor mir haben wollen und Helm war Plicht. Kann man mal machen, muss man aber nicht. Aber letztendlich ein guter Abschluss, bevor es voll in die Wintersaisons ging.

 

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© Thomas Schaub